Mamasein: Einschlafen

Während ich auf der behelfsmäßig im Kinderzimmer ausgelegten Luftmatratze liege, um meinem 20 Monate alten Kind "vorzumachen", wie man am besten Mittagsschlaf macht (wichtig dabei sind vor allem die Merkmale "liegend", "mit Augen zu" und "ohne zu schreien"), merke ich, wie sich langsam der Kater bemerkbar macht. Der Mamakater. Die letzte Nacht macht sich eben doch bemerkbar, man ist ja auch keine 20 mehr. 
Die unbequeme Sitzposition beim Stillen des 4 Wochen alten Babys hat ihre Spuren hinterlassen und der Rücken schmerzt. Da ich aber nun da als Schlafvorbild liege, verbiete ich mir selbst, mich zu häufig zu drehen, nicht, dass der Große noch auf die Idee kommt, jetzt wäre Tobezeit.

Letztendlich passiert es dann doch: ich bewege mich einen Zentimeter nach rechts und gebe damit das internationale Zeichen für Kinder, das übersetzt soviel wie "Partyalarm" bedeutet. Sofort springt das Kind auf und stößt spitze Schreie aus. Muss ein Urinstinkt sein, denke ich mir und harre weiter in Totenstarre aus. Vielleicht möchte mich das Kind ja nachahmen... möchte es nicht.
Kurze Zeit später bemerke ich, wie es von oben nass wird. Der Große hat sich über das Gitter des Bettes gebeugt und lässt Sabberfäden auf mich herab. Diese landen präzise in meiner Ohrmuschel. Ich bin angewidert, muss aber auch zugeben, dass mich diese Zielgenauigkeit ein wenig beeindruckt. 
Der Schleimangriff war aber nur ein Test. Als nächstes wird alles, was im Bett liegt, rausgeworfen: zwei Nuckel, ein Hund, ein Schwein, ein Kissen. Glücklicherweise sind wenigstens die Tiere aus Plüsch, sonst hätte ich wohl noch ganz andere Probleme. 
Als ich immernoch nicht reagiere, folgt der direkte Zugriff: kleine Finger pieken mir in die Nasenlöcher, ziehen meine Augenlider auf und an meinen Haaren. Nein, an aufgeben oder gar schlafen, denkt dieses Kind nicht. Auch wenn die Augen immer wieder zufallen. 

Von nebenan höre ich das Baby weinen, anscheinend ficht der Mann gerade einen ähnlichen Kampf aus. Und wie ich scheint auch er nichts gegen die Allmacht der Kinder ausrichten zu können. 

Nach einer Stunde kapitulieren wir. Wir haben unser bestes gegeben und gekämpft, aber irgendwann muss man einsehen, wenn man einen Kampf verloren hat. 
Ein letztes Aufbäumen: wir tauschen unsere Positionen, doch sehen beide nach 5 Minuten ein, dass es nichts bringt. 
Also stehen wir auf. Mit den Kindern. Immer mit der Hoffnung, dass sie ja irgendwann mal schlafen müssen. Wann auch immer das sein wird.

1 Kommentar:

  1. Ein wunderschöner Text, so echt und so toll geschrieben ich sehe euch quasi vor mir und möchte viel mehr solcher Texte lesen. Du schreibst wirklich klasse und ich freue mich riesig hier wieder was zu lesen. Ich kann mir echt vorstellen, dass es manchmal alles andere als einfach ist und besonders jetzt mit zwei Kindern. Umso mehr bewundere ich euch beide, weil ihr das wirklich wunderbar macht. Ich bin so froh, dass ihr meine Familie seid. <3

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