Am 26. Oktober erscheint "Das Joschua-Profil" von Sebastian Fitzek. Auch dieses Jahr geht der Autor wieder auf Lesetour und liest aus dem neuen Werk. Im letzten Jahr habe ich ihn zweimal erleben dürfen und war absolut begeistert. Nun also als kleinen Vorgeschmack auf das, was neugierigen Fitzek-Einsteigern oder jahrelang treuen Fans, die ihn zum ersten Mal live sehen dürfen, bevorsteht.


Rückblick: Sebastian Fitzek auf "Noah"-Lesetour


Hannover. 18. Februar 2014, 19:55 Uhr. Der große Saal des Kulturzentrums "Pavillon" in Hannover ist inzwischen bis auf den letzten Sitz gefüllt. Im Publikum herrscht eine aufgeregt-angespannte Stimmung, alles tuschelt, lacht, hält bei jedem kleinen Geräusch, das von hinter dem Vorhang auf der Bühne kommt, den Atem an. Knapp 1000 Menschen warten darauf, dass er die Bühne betritt: Sebastian Fitzek. Wie es sich für einen echten Rockstar gehört, warten in der ersten Reihe "Groupies" mit einem selbstgemalten Plakat. Und wie es sich für einen echten Rockstar gehört, lässt er das ungeduldige Publikum ein wenig warten. Doch 20:10 Uhr ist es so weit: nach einer kurzen Lobpreisung ausverkaufter Lesungen einer Mitarbeiterin des Kulturzentrums wird der Saal dunkel. Langsam erscheint auf dem Bühnenvorhang eine Hand, Musik ertönt. Die Spannung ist nahezu greifbar. Synthesizer- und Gitarrenklänge, sowie ein Schlagzeug sind zu hören, auf der projizierten Hand erscheint langsam ein Name: Noah.
Und dann, 20:15 Uhr fällt der Vorhang und Sebastian Fitzek betritt die Bühne und wird dafür mit tosendem Applaus belohnt. Sichtlich ergriffen von dieser Resonanz begrüßt er freudig sein Publikum zu dieser außergewöhnlichen Lesung. Wieso außergewöhnlich? Nun, im Gegensatz zur landläufigen Meinung, dass es sich bei einer Lesung um das simple, abschnittsweise Vortragen geschriebenen Wortes handelt, bei dem der Autor die gespannte Stille im Saal einzig mit seiner Stimme durchschneidet, wollten Sebastian Fitzek und sein Team dem Publikum mehr bieten. Fitzek selbst beschreibt es als "Schnapsidee", er habe sich gefragt "warum es keinen Soundtrack zu einem Buch" gebe. Was als fixer Einfall begann, wurde bald in die Tat umgesetzt und so kam es, dass die Band "Buffer Underrun", bestehend aus Größen des deutschen Musikbusiness, einen Soundtrack schrieb. Dieser wurde live zum gelesenen Wort dargeboten.
Der Soundtrack war allerdings nicht die einzige Besonderheit an diesem Abend, denn die Vorstellung in Hannover markierte vorerst das Ende der einmonatigen Lesetour durch Deutschland, was zu einer sehr ausgelassenen Stimmung des gesamten Teams (inklusive Band und Tontechniker) beitrug, die nicht immer zu dem passte, was gerade auf der Bühne passierte. Und es passierte eine ganze Menge. Fitzek selbst erzählte aus seinem Leben, von seinem Freund Fruti mit dem speziellen Humor, den Fitzek selbst auf Facebook als "verhaltensauffällig" beschreibt, von seiner Familie und dem Verdacht, dass seine Frau Sandra eine Affäre mit dem "SPD-Spitzenkandidaten" angefangen habe, von Erlebnissen mit Lesern und auf Tour. Er öffnet sich und schenkt seinen Fans einen kurzen Augenblick des "echten Sebastian Fitzeks" mit viel (Selbst-) Humor und Charme. Währenddessen blödeln die Band und die Tontechniker herum, mal wird ein Blatt Papier mit Anweisungen für das Publikum hinter Fitzeks Rücken hochgehalten ("Husten!", "Lachen!", "Buuuuh!"), mal wird seine Stimme verzerrt, während er gerade etwas erzählt.
Doch es gibt auch ernste Themen. Fitzek redet vom verschwenderischen Charakter der westlichen Konsumgesellschaft, von Trinkwasserproblemen in armen Ländern, vom ökologischen Fußabdruck und davon, dass jeder seinen Teil dazu beitragen kann, die Welt ein kleines bisschen besser zu machen. Denn genau dies ist eines der Hauptthemen in "Noah". Entsprechende Passagen werden auch vorgelesen. Passagen, die aus mir vollkommen plausiblen Gründen nicht im Hörbuch erscheinen, leider jedoch Teil des Buches sind. Leider, weil sie Kapitel im Buch sind, die rein gar nichts mit der eigentlichen Handlung zu tun haben und sich zumindest mir der Sinn ihrer Existenz nicht ganz erschließt. Natürlich, es geht um die Erde, um des Schutz von Schutzbedürftigen, um die Menschheit. Dies sind für eingefleischte Fitzek-Fans ganz neue Töne.
Doch das Buch bietet natürlich noch mehr als plakative Gesellschaftskritik. Es gibt auch hier eine spannende Story, die den Leser fesselt und weitaus größere Dimensionen annimmt, als man es von Fitzek-Büchern gewohnt ist. Es gibt eine spannende Verfolgungsjagd um die gesamte Welt, einen großen Showdown und ein Finale, mit dem nicht jeder gerechnet hätte. Unter anderem deshalb nicht damit gerechnet, weil es an manchen Stellen doch noch sehr unausgereift und plump wirkt, leider. Dennoch: das Buch ist es allemal Wert, gelesen zu werden.
Und so war dann auch der gesamte Abend im "Pavillon" in Hannover: einen Besuch definitiv Wert. Ganz abgesehen von der Show und den Themen, die diskutiert wurden, fernab des Buches, um das es hier eigentlich ging, bot der Abend vor allem die Möglichkeit, einen Psychothriller-Autor ganz nah zu erleben, zu sehen, dass sich hinter Sebastian Fitzek, dem Autor, noch Sebastian Fitzek, der Mensch versteckt, der bereit war, seinen Fans ein ganzes Stück seiner selbst zu zeigen.


Fazit:
Hier muss es selbstverständlich ein zweigeteiltes Fazit geben, eines das Buch, das andere den Abend betreffend.
Zum Buch kann ich nur sagen, dass ich eine Leseempfehlung aussprechen würde. Fans von Psychothrillern kommen hier ebenso auf ihre Kosten wie Weltverbesserer und Umweltaktivisten. Dennoch gibt es ein paar Punkte Abzug aufgrund des Eindrucks, der sich bei mir leider eingeschlichen hatte, dass jemand mit erhobenem Zeigefinger direkt aus dem Buch auf mich zeigt. Und dies, ohne dass es wesentlich zur Story beigetragen hätte.

Einen Abend bei einer Lesung Sebastian Fitzeks zu verbringen, ist etwas, das ich jedem ans Herz legen würde. Es hat Spaß gemacht und es war vor allem aufregend und schön, das Gefühl zu haben, dem Autor liegt wirklich etwas an seiner Leserschaft, und zwar mehr als bloße Verkaufszahlen. Ich habe einen sympathischen Sebastian Fitzek erlebt, der das Publikum von der ersten bis zur letzten Minute mitgerissen und begeistert hat und bin sehr froh, auch diese spannende Seite gesehen zu haben.

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